Kooperationsveranstaltung zum Weltfrauentag: Warum Frauen einfach mehr wagen sollten
Antia Alonso © privat
Von Beate Krannich
Weltfrauentag Top-Mangerin Antia Alonso spricht über Frauen in MINT-Berufen, Familie und Arbeitsverteilung.
Frauen sind unterdurchschnittlich vertreten in sogenannten MINT-Berufen – MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die Physikerin und Top-Managerin Antia Alonso ist eine von ihnen und sprach online über Beruf, Karriere und Familie.
Eingeladen hatten die katholische Erwachsenenbildung (keb), der Kreisfrauenrat Ostalb sowie Business Professional Women Stuttgart im Rahmen des Programms zum Weltfrauentag.
Antia Alonso kommt aus Spanien, hat Physik studiert und leitet einen Geschäftsbereich der Zeiss-Unternehmensgruppe. Aktuell trägt sie Verantwortung für 150 Mitarbeitende. Im Gespräch mit Birgit Elsasser (keb) erzählt sie von ihrem Werdegang. Sie sei in einer „ganz normalen“ Familie groß geworden. Frauen und Männer hätten gearbeitet. „Man brauchte zwei Gehälter. Jeder musste seinen Beitrag leisten, um Chancen für seine Kinder zu bieten“, sagt sie.
Was öffnet mir mehr Türen, bietet mehr Möglichkeiten? Das war die Frage, die sie sich stellte, als sie sich für ein Studium entscheiden sollte. Sie wählte Physik, obwohl sie auch in Literatur gut gewesen sei. „Eine gewisse Abenteuerlust war schon dabei“, erinnert sich Antia Alonso.
Werden Frauen im naturwissenschaftlichen Bereich ernst genommen, wie geht man mit Grenzen um? „Jeder stößt an Grenzen“, sagt die Physikerin, „man muss fokussiert sein und klare Ziele haben.“ Man solle offen sein für unterschiedliche Kulturen und Probleme nicht zu persönlich nehmen.
Birgit Elsasser bringt die gesellschaftliche Prägung Westdeutschlands ins Spiel, die Erwartungshaltung, dass Frauen für die Familienarbeit und die Männer für die Finanzierung zuständig sind. Beziehungsweise Frauen parallel zum Beruf die Familie managen. „Wenn wir intelligente Menschen sind, hinterfragen wir den Status quo“, sagt Alonso. „Man hat immer eine Wahl. Das ist Freiheit.“ Es gebe Frauen, die gern zu Hause bleiben, aber auch Männer, die gern in Teilzeit arbeiten würden. „Jeder nach seinen Skills und Interessen.“ Man müsse sich fragen, was einen zufrieden macht. „Wenn ich immer gemacht hätte, was mir gesagt wurde, dass ich tun soll, wäre ich nicht da, wo ich bin“, sagt die Mutter eines Sohnes. Sie plädiert dafür, Entscheidungen als Familie zu treffen sowie Hilfe anzunehmen und diese als Investition zu sehen.
Was hält sie von dem Modell Teilzeit für alle? Grundsätzlich finde sie Teilzeit für Frauen und Männer gut, weil sie Flexibilität in bestimmten Lebensphasen biete. Aber nicht als generelles Modell. „Weil wir damit nicht die Gesellschaft voranbringen, die ja mit anderen Gesellschaften konkurriert“, erklärt Alonso. Sie warnt vor der „Teilzeitfalle“ und rät Frauen diesbezüglich, auch an den Fall einer Scheidung oder die Rente zu denken.
Einige der 20 zugeschalteten Teilnehmerinnen melden sich mit Fragen zu Wort. Eine Gymnasiallehrerin beklagt, dass Mädchen nach wie vor herkömmliche Wege in der Berufswahl gehen. Es sei schwer, sie für MINT-Berufe zu begeistern. Mädchen bräuchten Vorbilder, sagt die Pädagogin. Antia Alonso zeigt sich bereit, in die Schule kommen.
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